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Christian von Wissmann, ehrenamtlicher Regionalarzt der Johanniter Berlin, sitzt ein Tag vor dem Start der Kltehilfe in der ehemaligen Gerhart-Hauptmann-Schule in Berlin-Kreuzberg im Arztzimmer. Ab dem 1. November finden in der frheren Schule dann jede Nacht insgesamt 100 obdachlose Menschen Schutz vor Klte und Gewalt. /picture alliance
Berlin Rund vier Wochen nach dem Start der diesjhrigen Kltehilfesaison fr Obdachlose wchst das Angebot mit dem Start in den November deutlich an. Die Zahl der verfgbaren bernachtungspltze im Warmen bekomme ab Freitag einen Schub auf 1.018, sagte heute Regina Kneiding, Sprecherin der Senatsverwaltung fr Soziales. Das ist mehr als doppelt so viel wie im Durchschnitt der letzten Oktoberwoche (430). Bis zum Jahresende ist ein weiterer Aufwuchs auf 1.200 Schlafpltze geplant.
Nach Schtzungen leben in Berlin mehrere Tausend Menschen auf der Strae. Die Zahl der Menschen ohne eigene Wohnung, die bei Verwandten, Freunden, in bergangsunterknften oder Wohnheimen leben, wird auf etwa 50.000 geschtzt. Wohlfahrtsverbnde und Hilfsorganisationen stellen mit der Kltehilfe jeden Winter Angebote auf die Beine, damit mglichst niemand auf den Straen erfriert. Dazu gehren Notbernachtungen, Nachtcafs und mehrere Kleinbusse, die etwa mit Decken und Tee ausrcken und Menschen auf Wunsch auch in Unterknfte bringen.
Zu den Angeboten fr Notbernachtungen, die am Freitag in die Saison starten, zhlt unter anderem die zentral gelegene und mit 100 Pltzen versehene Einrichtung in der ehemaligen Gerhart-Hauptmann-Schule in Kreuzberg, wie die Johanniter ankndigten. Fr den Betrieb wrden noch ehrenamtliche Helfer gesucht, sagte Regionalvorstand Bjrn Teuteberg.
Obdachlose Menschen bekommen dort ein warmes Abendessen, es gibt Duschen und Betten in Mehrbettzimmern. Manche andere Unterknfte sind mit lediglich Isomatten und Decken spartanischer. Geffnet ist ab Freitag tglich ab 19 Uhr. Rund ein Drittel der Pltze ist Frauen vorbehalten. Die Erfahrung aus dem Vorjahr besttige aber, dass obdachlose Frauen groe gemischte Unterknfte oft scheuen, hie es.
Die Johanniter boten die Unterkunft Obdachlosen erstmals im vergangenen Winter an und zhlten etwa 9.000 bernachtungen. Viele der Gste kmen regelmig. Ein Teil gehe tagsber einer Arbeit nach, etwa als Hilfsarbeiter auf dem Bau oder in Putzkolonnen.
Sicherheitspersonal kontrolliert Drogen- und Waffenbesitz
Abends beim Einlass ist Sicherheitspersonal dabei, die Menschen werden auf Waffen wie Messer kontrolliert. Die ehemalige Schule nahe dem Grlitzer Park war frher fter in den Schlagzeilen, weil sie 2012 von Flchtlingen und Obdachlosen besetzt worden war. Nach der Rumung im Januar 2018 wurde das Gebude als Flchtlingsunterkunft betrieben. Die erste Saison als Notbernachtung sei ruhig verlaufen, sagte die ehrenamtliche Projektleiterin Marie Schneider.
Generell gebe es aber eine hohe Suchtproblematik bei den Gsten. Symbole an den Zimmertren machen klar: hier keine Spritzen, kein Alkohol, kein Cannabis. Wer beim Einchecken etwas bei sich hat, muss es in Kisten im Erdgeschoss zurcklassen. Generell drfe auf dem Gelnde nicht konsumiert werden, betont Schneider.
Eine Herausforderung ist auch die medizinische Versorgung: Eigene Versichertenkarten htten die Menschen nur in seltenen Fllen, hie es. Manchmal wrden sie mit frischen Wunden aus dem Krankenhaus entlassen. Fr Dinge wie Verbandswechsel oder auch Grippe-Impfungen ist bei den Johannitern mehrmals pro Woche abends ein Arzt im Haus.
Wir versuchen, die Menschen mit einfachen Manahmen so gut wie mglich zu versorgen, sagte Regionalarzt Christian von Wissmann. Er ist seit 2015 in Rente fr die Einrichtung ist er aber rund um die Uhr in Rufbereitschaft und schaut sich den Zustand von Wunden notfalls per Handy-Nachricht an, wie er sagt.
Keine bernachtungsmglichkeit in U-Bahnhfen
U-Bahnhfe werden diesen Winter in Berlin anders als bisher nicht eigens als bernachtungspltze fr Obdachlose offen gehalten. Stattdessen soll es fr die Menschen, die die Angebote der Kltehilfe nicht nutzen wollen oder knnen, eine niedrigschwellige Anlaufstelle in Kreuzberg geben. Geplant ist eine Wrmehalle, wie die Berliner Zeitung berichtete. ffnen soll sie demnach am 15. November, in der Gitschiner Strae.
Neben dem Alkoholverbot knnen auch psychische Erkrankungen ein Grund sein, warum Menschen die Kltehilfe nicht nutzen. Unsere Kltebahnhfe waren immer nur ein Notnagel, denn ein Bahnhof ist kein Ort fr ein menschenwrdiges bernachten, so die Chefin der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG), Sigrid Nikutta. © dpa/aerzteblatt.de
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