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Houston/Texas − Ein Bluttest, der zellfreie DNA nach ihrem Methylierungsmuster unterscheidet, könnte ein allgemeines Krebsscreening ermöglichen. Der von einer US-Firma entwickelte Test hat in einer prospektiven Fall-Kontroll-Studie in den Annals of Oncology (2020; doi: 10.1016/j.annonc.2020.02.011) 50 verschiedene Krebsarten aufgespürt und dabei eine falsch-positive Rate von nur 0,7 % erzielt.
Bei dem Zerfall von Krebszellen, zu dem es infolge des anarchischen Wachstums der meisten Tumore regelmäßig kommt, werden Bruchstücke der DNA ins Blut geschwemmt. Da Krebs letztlich die Folge von Mutationen und anderer Veränderungen im Erbgut ist, könnte der Nachweis dieser Veränderungen die Diagnose von Krebserkrankungen in einem Bluttest ermöglichen. Das Problem besteht darin, dass die Veränderungen sehr breit gefächert sind, weshalb die Suche nach einzelnen Genvarianten selten erfolgreich ist.
Forscher der Firma „Grail“, die 2016 von Illumina, dem weltweit führenden Hersteller von Sequenziermaschinen, initiiert wurde, haben möglicherweise eine Methode gefunden, die einen gemeinsamen Nenner aller Krebsformen abbilden kann. Der Test bestimmt die Methylierungsmuster der im Blut nachgewiesenen zellfreien DNA. Dadurch lassen sich DNA-Bruchstücke aus Krebszellen von der zellfreien DNA von Körperzellen unterscheiden.
Die Zuverlässigkeit des Tests wurde in den Studien „CCGA“ und „STRIVE“ an Blutproben von 6.689 Personen geprüft. Darunter waren 2.482 Patienten mit einer bekannten aber noch nicht behandelten Krebserkrankung (eine Behandlung könnte das Ergebnis verfälschen) und 4.207 Personen ohne Krebs. Die Teilnehmer wurden auf 2 Gruppen aufgeteilt.
In einem 1. Trainingsteil wurden in der zellfreien DNA von Krebspatienten und Gesunden mehr als 100.000 verschiedene Methylierungsregionen sequenziert. Ein Computer ermittelte anhand der Ergebnisse, welche Muster für eine Krebserkrankung spezifisch sein könnten. Diese Muster wurden dann an der 2. Validierungsgruppe auf ihre Fähigkeit zur Krebsdiagnose hin untersucht.
Wie das Team um Michael Seiden von „US Oncology“, einem privaten Anbieter von Krebsbehandlungen aus Houston, jetzt mitteilt, erreichte der Test eine Spezifität von 99,3 % (95-%-Konfidenzintervall 98,2 bis 99,8 %). Dies bedeutet, dass der Test nur bei 0,7 % der Teilnehmer, die nicht an Krebs litten, positiv ausfiel. Eine niedrige Rate von falsch-positiven Ergebnissen ist eine wichtige Voraussetzung für ein Bevölkerungsscreening, da ein hoher Anteil von falsch-positiven Ergebnissen viele Nachuntersuchungen auslöst, die hohe Kosten verursachen und die Betroffenen verunsichern.
Die Sensitivität, also der Anteil der richtig-positiv erkannten Krebserkrankungen, war niedriger. Er lag bei den 12 Krebsarten, die häufig am tödlichsten enden (Anal-, Blasen-, Darm-, Speiseröhren-, Magen-, Kopf- und Halskrebs, Krebs in Leber- und Gallengängen, Lungen-, Eierstock- und Bauchspeicheldrüsenkrebs, Lymphome/Leukämien und Multiples Myelom) bei 67,3 %.
Am höchsten war die Nachweisrate in den fortgeschrittenen Stadien. Bei den 12 hochmalignen Krebsarten betrug die Sensitivität im Stadium I 39 %, im Stadium II 69 %, im Stadium III 83 % und im Stadium IV 92 %. In der Gesamtgruppe aller 50 Krebsarten lagen die entsprechenden Raten bei 18 %, 43 %, 81 % und 93 %.
Den größten Nutzen hätte eine „Liquid Biopsy“ in den frühen Stadien einer Krebserkrankung, wenn eine Frühdiagnose das Leben der Patienten durch eine rechtzeitig eingeleitete Behandlung am ehesten retten kann.
Ob der Test hierzu in der Lage ist, soll in der SUMMIT-Studie an 50.000 Personen untersucht werden, die aufgrund langjährigen Tabakrauchens ein erhöhtes Lungenkrebsrisiko haben. Die PATHFINDER-Studie soll untersuchen, wie der Test in die klinische Praxis integriert werden könnte.
Der Test könnte auch für Patienten interessant sein, bei denen Metastasen eines Tumors gefunden wurden, dessen Primärtumor unbekannt ist. In der aktuellen Studie gelang es in 96 % der Fälle, den Ursprungsort des Krebsleidens an dem Methylierungsmuster der zellfreien DNA zu erkennen. © rme/aerzteblatt.de
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