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/dpa
Ottawa – In den USA hat der Cannabiskonsum von Schwangeren zugenommen, die die Droge offenbar häufig zur Selbstmedikation der Schwangerschaftsübelkeit einsetzen. Eine bevölkerungsbasierte Studie aus Kanada bestätigt jedoch, dass der Cannabiskonsum mit einer erhöhten Rate von Frühgeburten und anderen Nachteilen für das Neugeborene verbunden ist, während Präeklampsien und ein Gestationsdiabetes etwas seltener auftraten, wie aus der Publikation im amerikanischen Ärzteblatt JAMA hervorgeht (2019; doi: 10.1001/jama.2019.8734).
Cannabis ist ein probates Mittel zur Behandlung von Übelkeit und Erbrechen. Das synthetische Cannabinoid Nabilon ist in dieser Indikation zugelassen – allerdings nur als Reservemittel bei chemotherapiebedingter Nausea und Emesis von Krebs-Patienten. Cannabis dürfte auch bei der Emesis gravidarum wirken, obwohl dies niemals in einer randomisierten Studie untersucht wurde. Eine solche Studie wird es vermutlich auch niemals geben, da die Sicherheitsbedenken überwiegen.
Cannabinoide wie THC sind plazentagängig und im Blut des Feten nachweisbar. Tierexperimentelle Studien zeigen, dass die Exposition mit Cannabinoiden zu einer Störung der Schwangerschaft führen kann. Ob dies auch beim Menschen der Fall ist, lässt sich nur in epidemiologischen Studien untersuchen, da randomisierte Therapiestudien ethisch nicht zu rechtfertigen sind.
Frühere Studien haben bereits darauf hingedeutet, dass der Konsum von Cannabis mit einer erhöhten Rate von Fehlgeburten, einem niedrigen Geburtsgewicht und häufigeren Behandlungen auf einer Intensivstation einhergehen.
Größter Anstieg des Cannabiskonsum im ersten Trimenon
Wenn sich jetzt erneut eine Studie mit der Frage beschäftigt, liegt dies nicht nur an den methodischen Schwächen sondern auch auch an der zunehmenden Popularität der Cannabisdroge. Umfragen des US-National Institute on Drug Abuse (NIDA) in Bethesda zeigen, dass zwischen 2002/03 und 2016/17 der Anteil der Schwangeren, die im vorausgegangenen Monat Cannabis konsumiert hatten, von 3,4 auf 7,0 % gestiegen ist. Im ersten Trimenon, in dem die Emesis gravidarum auftritt, kam es sogar zu einem Anstieg von 5,7 auf 12,1 %. Jede 10. Schwangere in den USA greift demnach hin und wieder zu einem „Joint“, und nicht wenige machen dies fast täglich, wie die Zahlen zeigen, die Leiterin des NIDA, Nora Volkow, jetzt in JAMA vorstellt (2019; doi: 10.1001/jama.2019.7982).
Die möglichen Auswirkungen haben Daniel Corsi vom Ottawa Hospital Research Institute und Mitarbeiter jetzt an den Daten von „Born Ontario“ (für „Better Outcomes Registry & Network“) untersucht. „Born Ontario“ erfasst seit 2009 Daten zu allen Schwangeren des kanadischen Teilstaates. Während der Vorsorgeuntersuchung werden die Schwangeren auch nach ihrem Cannabiskonsum befragt.
Von 661.617 Frauen mit Einzelschwangerschaften bejahten 9.427 diese Frage. Bei 1.134 (12,0 %) dieser Frauen kam das Kind vor der 37. Woche zur Welt. Bei den Frauen, die keinen Cannabiskonsum angegeben hatten, lag der Anteil nur bei 6,1 %. Dies ergibt eine Risikodifferenz von 5,88 Prozentpunkten, die mit einem 95-%-Konfidenzintervall von 5,22 bis 6,54 Prozentpunkten signifikant war.
Die Cannabiskonsumentinnen wiesen allerdings häufiger andere Risikofaktoren auf, die nicht auf den Cannabiskonsum zurückzuführen sind. Sie waren etwas älter, häufiger das erste Mal schwanger, hatten ein geringeres Einkommen, rauchten häufiger Zigaretten und hatten seltener regelmäßig an den Vorsorgeuntersuchungen teilgenommen. Andererseits tranken sie seltener Alkohol und nahmen seltener Opioide ein. Dies alles kann die Ergebnisse epidemiologischer Studien verzerren.
Nicht alle unerwünschten Endpunkte überwiegen bei Cannabiskonsum
Tatsächlich kommt Corsi in einer zweiten Analyse, die Schwangere mit den gleichen Eigenschaften vergleicht, zu einem etwas anderen Ergebnis. Die Risikodifferenz sank auf 2,98 Prozentpunkte, war aber mit einem 95-%-Konfidenzintervall von 2,63 bis 3,34 Prozentpunkten weiterhin signifikant.
Hinzu kommt, dass die Kinder bei der Geburt häufiger zu leicht für ihr Gestationsalter waren: 6,1 versus 4,0 % waren unter der 3. Perzentile. Es kam häufiger zu einer Plazentaablösung (1,6 gegenüber 0,9 %) und häufiger zu einer Überweisung des Neugeborenen auf die Intensivstation (19,3 gegenüber 13,8 %), Außerdem hatten die Kinder häufiger einen ungünstigen 5-Minuten-Apgar-Wert von weniger als 4 (1,1 gegenüber 0,9 %). Die Unterschiede waren in allen diesen Endpunkten signifikant, so dass davon auszugehen ist, dass der Cannabiskonsum tatsächlich Nachteile für den Feten hat (auch wenn die Studie dies nicht abschließend beweisen kann).
Für die Mütter fanden sich aber auch mögliche Vorteile. So kam es etwas seltener zu einer Präeklampsie (4,4 versus 4,9 %) und zu einem Schwangerschaftsdiabetes (4,3 versus 4,7 % bei den Frauen, die keinen Cannabiskonsum angegeben hatten). Auch hier gilt, dass die epidemiologische Studie den Vorteil nicht belegen kann.
Etwas überspitzt könnte man von einem Zielkonflikt ausgehen. Der Cannabiskonsum in der Schwangerschaft könnte der Mutter nutzen (weniger Emesis, Gestose und Diabetes) und gleichzeitig dem Kind schaden (mehr Früh- und Mangelgeburten), wobei natürlich Gestose und Diabetes auch dem Kind schaden können. © rme/aerzteblatt.de
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