Schon bei der Auswahl der Hanfsamen wird die
Qualität des Endproduktes mitbestimmt. Wächst die Cannabispflanze unter
biologisch perfekten Bedingungen, d. h. ohne Verwendung von Toxinen heran, darf
ein reiches Spektrum an Inhaltsstoffen und damit an Wirksamkeit erwartet
werden.
Doch der beste Rohstoff ist nutzlos, wenn
nicht alle Komponenten daraus gelöst werden können. CBD ist sowohl fett- als
auch alkohollöslich. Das legt die logische Folgerung nahe, dass unter
Verwendung eines dieser beiden Lösungsmittel überaus hochwertige und wirksame
Produkte entstehen. Weit gefehlt! Der Grund, weshalb hin und wieder diese Art
der Extraktion gewählt wird, ist überwiegend profitabler Art. Sie kostet nicht
viel und bedeutet nur geringen Aufwand. Zudem können die Händler auf diese
Weise zu einem günstigeren Preis zu verkaufen als die Konkurrenz. Vordergründig
zwar wünschenswert, aus therapeutischer Sicht jedoch nicht zielführend!
Aus CBG wird CBD(A)
Der ursprüngliche Wirkstoff in der noch
frischen Hanfpflanze ist CBG (Cannabigerol). Je nach Hanfart wird dieses
während der Trocknung durch UV-Strahlung und Sonnenwärme in THCA (Tetrahydrocannabinolsäure)
oder CBDA (Cannabidiolsäure) umgewandelt. CBG ist somit die Vorstufe zu CBDA;
dieses wiederum ist die Vorstufe zu CBD, welches durch Druck und Wärme im
Verlauf der Extraktion entsteht.
So läuft die CO2 Extraktion ab
Nutzhanf besitzt eine breite Palette an Wirkstoffen zur Behandlung einer Vielzahl von Erkrankungen und Symptomen. Es wäre doch schade, wenn im Verlauf des Extraktionsverfahrens nicht alle gelöst würden und der Gesundheit zur Verfügung ständen.
Als „überkritisch“ wird jener thermodynamische Zustand beschrieben, bei dem die flüssige und die gasförmige Gestalt einander angleichen und einen homogenen Aggregatzustand erreichen. Erreicht wird dieser mithilfe von Druck.
Die Überkritische CO2 Extraktion ist ein Gewinnungsverfahren in zwei Schritten:
Schritt 1: Die gewünschten
Inhaltsstoffe werden aus der Hanfpflanze gelöst.
Schritt
2: Der so gewonnene Extrakt wird vom Lösungsmittel
getrennt.
Sämtliches Pflanzenmaterial wird zuvor
erwärmt. Dabei werden die inaktiven Cannabinoide von einer Säuregruppe
separiert und gleichzeitig aktiviert. Diese Vorgänge werden in der Fachsprache
als Decarboxylierung bezeichnet. Simultan dazu wird das Pflanzenmaterial
weitgehendst getrocknet, was wiederum der Bildung von Kohlensäure (entsteht
beim Kontakt von CO2 mit Wasser) vorbeugt.
Um einen kritischen Druck zu erreichen, wird
flüssiges Kohlenstoffdioxid in eine Extraktionskammer gepumpt. Dort wird es auf
die ebenfalls kritische Temperatur heruntergekühlt, damit es im überkritischen Zustand auf das
Pflanzenmaterial treffen kann. Sobald dies geschieht, lösen sich Cannabinoide,
Terpene und alle anderen Stoffe aus den hier verwendeten Blüten des Nutzhanfes.
Um im Anschluss das Lösungsmittel von den extrahierten Stoffen zu trennen, gelangt die Mischung in eine sogenannte Separationskammer. Zurück aus dem überkritischen Zustand wird das nun gasförmige CO2 vom Extrakt getrennt mit dem Ergebnis eines hochreinen Cannabidiols. Dieses Verfahren ist langwierig, aufwändig und daher auch sehr kostenintensiv, wurde jedoch von der amerikanischen Food and Drug Administration als unbedenklich eingestuft.[i] [ii] Zusammen mit dem hochwertigen Bio-Rohstoff sind dies die Gründe, weshalb wirklich hochwertige CBD-Produkte auch teuer sind.
Alle anderen Herstellungsverfahren schonen zwar das Budget, haben aber nur geringen bis gar keinen Effekt für die Gesundheit.
Vollspektrum CBD oder Isolat – was ist der Unterschied?
Ist die Rede von Vollspektrum CBD, dann sind
alle für Cannabidiol typischen Inhaltsstoffe gemeint, einschließlich der
sekundären Pflanzenstoffe (Terpene, Flavonoide, Phenole). Diese werden im
Verlauf der Überkritischen CO2 Extraktion gelöst und stehen für die menschliche Gesundheit zur Verfügung.
Welche das sind, wird im 2. Teil dieses Buces zu lesen sein. Hierbei kann der
Konsument sicher sein, dass es sich um natürlich gewonnenes CBD handelt.
CBD
Isolat hingegen kann auf zweierlei Arten gewonnen bzw.
hergestellt werden: Mithilfe der bereits erwähnten CO2 Extraktion
(auf natürlicher Basis) oder im Labor (synthetisch).
Eine Studie belegt, dass die Wirkung des Isolates in einer Art Glockenkurve verläuft. [iii] Dazu sollten Anwender wissen, dass eine Dosiserhöhung sie wieder hemmen kann, womit der Handlungsspielraum in Sachen Dosierung äußerst klein gehalten wird. Trotz allem ist die Wirksamkeit wissenschaftlich belegt, da das Isolat ebenfalls mit dem Endocannabinoid-System interagiert (dazu mehr im 2. Teil des Artikels.)
Um Missverständnissen vorzubeugen: Das Isolat entspricht nach der der Extraktion zunächst einem Vollspektrum CBD mit höchstem Reinheitsgrad (> 95 %). Erst mehrere „Reinigungsvorgänge“ machen ein medizinisches Isolat daraus, welches ausschließlich CBD – ohne aktive Pflanzenstoffe – enthält.
Dieselbe Studie weist darauf hin, dass dieser
Effekt bei einem Vollspektrum-Produkt nicht zu erwarten ist. Ganz im Gegenteil:
Vollspektrum-CBD setzt sich aus einer Vielzahl von Cannabinoiden, Terpenen und
Flavonoiden zusammen, die gemeinsam den sogenannten „Entourage-Effekt“ bewirken.
Entourage-effekt
Der Entourage-Effekt steht für die Interaktion aller in Cannabis enthaltenen gesundheitsfördernder Stoffe und deren gegenseitiger Wirkungsverstärkung.
Verschiedene neuere
Studien belegen, dass das Vorhandensein von CBDA (Cannabidiolsäure, engl. Cannabidiolacid = eine Vorstufe von CBD) im Körper dazu führt, dass doppelt
so viel CBD aufgenommen werden kann. Somit kommt diesem Cannabinoid die Rolle
als Verstärker der Bioverfügbarkeit zu. Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass
ein Isolat-Produkt nur halb so gut wirkt, wie ein Vollspektrum-Produkt.
Die Schulmedizin hingegen
verwendet in der Regel ein Isolat. Basiert dieses auf natürlichen Rohstoffen,
erbringt der Extraktionsprozess zunächst ein Vollspektrum CBD. Erst nach
zahlreichen Reinigungsvorgängen, bei denen sämtliche nicht erwünschten
Bestandteile entfernt werden, bleibt schließlich ein isoliertes Cannabinoid
übrig: CBD. Die Laborvariante bringt ausschließlich Cannabidiol (CBD) hervor
und braucht keine Reinigungsvorgänge.
[i] Mendiola, J. A., Herrero, M., Castro‐Puyana, M., & Ibáñez, E. (2013). Supercritical Fluid Extraction. In Royal Society of Chemistry (Hrsg.), Natural Product Extraction: Principles and Applications (S. 196-230). doi:10.1039/9781849737579-00196
[ii] Rovetto, L. J., & Aieta, N. V. (2017). Supercritical carbon dioxide extraction of Cannabinoides from Cannabis sativa L. plant material. The Journal of Supercritical Fluids, 129, 16-27. doi:DOI: 10.1016/j.supflu.2017.03.014
[iii] The Hebrew University of Jerusalem; „Overcoming the Bell-Shaped Dose-Response of Cannabidiol by Using Cannabis Extract Enriched in Cannabidiol“; Pharmacology & Pharmacy, 2015, 6, 75 – 85