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Iowa City – Die Exposition mit Bisphenol A, das in vielen Gegenständen des täglichen Gebrauchs enthalten und bei den meisten Menschen im Urin nachweisbar ist, war in einer prospektiven Kohortenstudie in JAMA Network Open (2020; DOI: 10.1001/jamanetworkopen.2020.11620) mit einem erhöhten Sterberisiko verbunden.
Bisphenol A (BPA) ist unter anderem in Plastikflaschen, Plastikspielzeug, Thermopapier (in Deutschland inzwischen verboten), Bodenbeschichtungen aus Epoxidharz und der Auskleidung von Konservendosen enthalten. Es wird vor allem oral (bei Thermopapier auch transdermal) aufgenommen und über die Nieren ausgeschieden. In einer US-Studie war BPA bei über 90 % der Bevölkerung im Urin nachweisbar.
Die gesundheitlichen Bedenken gründen sich vor allem auf tierexperimentelle Studien, in denen BPA als „endokriner Disruptor“ zu hormonellen Störungen geführt hat mit ungünstigen Auswirkungen auf den Stoffwechsel, zu denen eine Adipositas oder atherosklerotische Erkrankungen gehören könnten.
Frühere epidemiologische Studien hatten die BPA-Exposition bereits mit einem erhöhten Risiko auf Adipositas, Typ-2-Diabetes, Hypertonie und Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Verbindung gebracht. Ein Team um Wei Bao von der Universität in Iowa City hat jetzt die Auswirkungen auf das Sterberisiko untersucht.
Grundlage der Studie bildeten die „US National Health and Nutrition Examination Surveys“ (NHANES) aus den Jahren 2003 bis 2008, in denen von einer repräsentativen Stichprobe von 3.883 Erwachsenen auch Urinproben genommen wurden. Von diesen Teilnehmern sind in den folgenden median 9,6 Jahren 344 Personen gestorben, darunter 71 an Herz-Kreislauf-Erkrankungen und 75 an Krebs.
Die Forscher fanden heraus, dass das Sterberisiko im Drittel mit den höchsten BPA-Konzentrationen im Urin um etwa 50 % höher war als im Drittel mit der niedrigsten Exposition.
Nach Berücksichtigung von Alter, Geschlecht, ethnischer Herkunft und Kreatininspiegel im Urin ermittelt Bao eine Hazard Ratio von 1,51 mit einem 95-%-Konfidenzintervall von 1,07 bis 2,19. Bei weiterer Berücksichtigung von Bildungsniveau, Familieneinkommen, Rauchen, Alkoholkonsum, körperlicher Aktivität, Gesamtenergiezufuhr, Ernährung („Healthy Eating Index 2010“) und Body-Mass-Index veränderte sich das Ergebnis kaum. Die Hazard Ratio betrug jetzt 1,49 (1,01 bis 2,19).
Wie immer in epidemiologischen Studien hängt die Glaubwürdigkeit der Ergebnisse davon ab, ob alle möglichen „Confounder“ gefunden wurden. Das sind die Faktoren, die zufälligerweise mit einem erhöhten BPA verbunden sind. Menschen, die häufig aus Plastikflaschen trinken, könnten auch aus anderen Gründen nachlässig mit ihrer Gesundheit umgehen, ohne dass dies in der Studie erfasst wurde.
Bao versucht, diese Einwände durch die Berechnung eines E-Values zu entkräften (E steht für Evidenz der Kausalität). Der E-Value gibt an, wie groß der Einfluss eines übersehenen „Confounders“ mindestens sein muss, um die Ergebnisse der Studie zu „kippen“.
Bao kommt auf einen E-Value von 2,34. Er ist deutlich höher als der Einfluss der einzelnen Begleitfaktoren, die in der Studie berücksichtigt wurden. Diese eliminierten „Confounder“ hatten laut Bao Hazard Ratios im Bereich von 1,02 bis 1,97. Für den Epidemiologen ist es deshalb unwahrscheinlich, dass ein solcher Confounder übersehen wurde. Ausschließen lässt sich das natürlich nicht. Die Aussagekraft der Studie wird jetzt davon abhängen, ob andere epidemiologische Studien zu ähnlichen Ergebnissen kommen.
Wenn BPA das Sterberisiko erhöht, dann dürfte dies in erster Linie auf vermehrte Herz-Kreislauf-Erkrankungen zurückzuführen sein. Die Hazard Ratio von 1,46 (0,67 bis 3,15) verpasste in der Analyse zwar das Signifikanzniveau. Für einen Anstieg des Krebsrisikos wurde jedoch nicht einmal eine Tendenz zu einem erhöhten Sterberisiko gefunden (Hazard Ratio 0,98; 0,40 bis 2,39). © rme/aerzteblatt.de
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