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Im Fasttrack-MRT: Nur knapp 3 Minuten muss eine Frau „in der Röhre“ verbringen, soll ihre Brust im Magnetresonanz­tomografen gescreent werden. Auch die Beurteilung der Bilder schrumpft auf ein zeitliches Minimum. /Prof. C. Kuhl, Universitätsklinik Aachen

Berlin – Eine fokussierte und abgekürzte Form der Magnetresonanztomografie (MRT) kann bei Frauen mit dichter Mamma signifikant mehr invasive Brusttumoren entdecken als die digitale Tomosynthese. Dies ist das Ergebnis einer im Journal of the American Medical Association (JAMA) (JAMA 2020; 323(8):746-756) unter Federführung der Klinik für Diagnostische und Interventionelle Radiologie am Universitätsklinikum Aachen publi­zierten Studie.

Zahlreiche frühere Untersuchungen konnten bereits zeigen, dass die Mammografie als Screeningverfahren in einer drüsendichten Brust nicht mit gleicher Treffsicherheit Karzi­no­me detektiert wie in weniger dichten Brüsten. Erst kürzlich zeigte eine Studie, dass die Brustdichte über den Erfolg von Brustkrebs-Screeningprogrammen entscheidet.

Unter den Frauen, die am Screening teilnahmen, war unabhängig von anderen prognosti­schen Faktoren die Sterblichkeit höher, wenn Sie eine dichte Brust hatten (J Oncol 2019; 2019: 1781-762). Einer der Gründe dafür ist, dass das Brustdrüsengewebe im Röntgenbild weiß imponiert. Je mehr Drüsengewebe vorhanden ist – je dichter die Brust – desto wei­ßer das Röntgenbild und desto eher wird darin ein Tumorherd maskiert.

Ebenfalls ließ sich in zahlreichen Studien zeigen, dass sich die Magnetresonanzto­mogra­fie besser dazu eignet, in dichten Brüsten Tumore zu entdecken. Allerdings dauern die Auf­nahmen bei diesem Bildgebungsverfahren im Vergleich zur Mammografie deutlich länger. Unter anderem deswegen gilt die MRT für die Patienten als belastender, zudem ist sie weit teurer.

Die Arbeitsgruppe um Christiane Kuhl, der korrespondierenden Hauptautorin der aktuell publizierten JAMA-Studie und Direktorin der Universitätsklinik für Diagnostische und In­terventionelle Radiologie in Aachen, hatte jedoch bereits vor Jahren eine abgekürzte und fokussiert MRT-Variante entwickelt.

Diese kommt mit einer Akquisitionszeit von lediglich 3 Minuten und einer Befundung durch einen Radiologen von nur 3 Sekunden aus. Dies genügt, um dennoch mit hoher diagnostischer Präzision Brusttumoren zu entdecken. Um die Leistungsfähigkeit dieser abgespeckten MRT-Variante nun an einem größeren Kollektiv zu testen, haben die Natio­nal Cancer Institute (NCI) in den USA eine ambitionierte Vergleichsstudie an 48 Zentren finanziert.

Dabei wurde die MRT bewusst gegen die digitale Tomosynthese getestet. Das Tomosyn­the­se-Schicht-Röntgenverfahren, das auch als 3-D-Mammografie bezeichnet wird, ist eine technisch verbesserte Mammografie, die bereits an einigen Zentren bevorzugt zum Mam­ma­screening eingesetzt wird. Somit konnten die Studienautoren die Leistungsfähigkeit der fokussierten MRT im Vergleich zum derzeit besten Röntgenverfahren für die Brust unter Beweis stellen.

1.445 Frauen im mittleren Alter von 54 Jahren (40–75) wurden in die Analyse einbezo­gen. Die Brustdichte der Teilnehmerinnen war moderat bis sehr dicht, wie es auf etwa die Hälfte aller Frauen in einer Screeningpopulation zutrifft. Jede Frau erhielt eine abgekürz­te MRT (abbreviated breast magnet resonance imaging, AB-MR) und eine digitale Tomo­syn­these (digital breast tomosynthesis, DBT).

Die Abfolge, in der diese beiden Untersuchungen vorgenommen wurden, war randomi­siert – die eine Hälfte erhielt zuerst die AB-MR und danach die DBT, bei der anderen Gruppe war es genau umgekehrt. Zwischen beiden Aufnahmen lag nie mehr als 1 Tag.

Unter diesen Bedingungen detektiert die fokussierte MRT zweieinhalb Mal mehr invasive Karzinome als die Tomosynthese. Der Wert des Verfahrens liegt auch darin, dass die AB-MR sämtliche invasiven Tumore bei 17 Frauen entdeckte, während dies mit der Tomosyn­these nur bei 7 gelungen ist.

Dies bedeutet nicht nur eine um den Faktor 2,5 bessere Detektionsrate, sondern auch, dass der MRT im Unterschied zum DBT kein invasiver Tumor entgangen ist. Überdies war die MRT-Bildgebung besser, wenn es um Vorstufen invasiver Karzinome (Ductale Carcino­mata in-situ oder DCIS) geht. Hier war sie dreimal so empfindlich wie die Tomosynthese.

„Das Fazit ist für mich, dass die AB-MR ein extrem leistungsfähiges, eigenständiges Ver­fahren für die Brustkrebsfrüherkennung darstellt – nicht nur als add on zur Mammo­gra­fie“, kommentiert Kuhl das Ergebnis.

In einem Editorial zur der Studie weist Anna Tosteson vom Dartmouth Institut für Ge­sundheitspolitik und Klinische Praxis in Lebanon/New Hampshire darauf hin, dass vor allem die betroffenen Frauen selbst es waren, die die Problematik der weniger verlässli­chen Karzinomdiagnose in dichten Brüsten in der Öffentlichkeit publik gemacht haben (JAMA 2020; 323(8):719-721).

Frauen, bei denen ein Tumor im Screening übersehen worden waren, organisierten sich in den USA und haben erzwungen, dass mittlerweile in 38 US-Staaten beim Brustscree­ning die Dichte den Frauen mitgeteilt, die geringere Treffsicherheit der Mammografie er­klärt und auf Alternativen hingewiesen werden muss.

Bevor jedoch eine abgekürzte MRT als eigene Alternative gelten dürfe oder Eingang in Screeningprogramme fände, bedürfe es weiterer Studien, fordert Tosteson. Eien solche Evaluation könnte künftig in Deutschland im Rahmen des hiesigen Mammografie-Scree­ningprogramms umgesetzt werden.

Denn vor kurzem wurde von Aachen aus ein weiteres Projekt initiiert: das „Abbreviated Breast MRI for Risk-Adjusted Screening: A Prospective Randomized Controlled Clinical Trial oder ABBREMAS.

Diese Studie soll herausfinden helfen, mit welchem Aufwand sich die fokussierte MRT in das Setting des deutschen Mammografiescreenings einbauen ließe. Derzeit ist eine Vor­studie zu ABBREMAS gefördert worden, die Bewilligung der Hauptstudie, die im Rahmen der Nationalen Dekade gegen Krebs vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert werden könnte, steht noch aus. © mls/aerzteblatt.de

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