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Glasgow – Schottische Fußballprofis haben eine niedrigere Mortalität als der Rest der Bevölkerung, sie sterben nach den Ergebnissen einer retrospektiven Kohortenstudie im New England Journal of Medicine (2019; DOI: 10.1056/NEJMoa1908483) jedoch häufiger an Demenzen.
Die Dementia pugilistica, der „Wahnsinn des Faustkämpfers“, tritt nicht nur bei Kampfsportarten wie Boxen oder Wrestling auf, bei denen Hirnverletzungen in Kauf genommen werden. In den letzten Jahren wurde immer deutlicher, dass eine chronisch-traumatische Enzephalopathie auch bei Kontaktsportarten möglich ist, bei denen der Kopf kleineren, aber repetitiven Traumata ausgesetzt ist. Dazu gehört neben American Football und Eishockey auch Fußball, ein Sport, der in mehr als 200 Ländern von schätzungsweise einer viertel Milliarde Menschen betrieben wird.
Ein Team um William Stewart von der Universität Glasgow hat in einer Untersuchung die Todesursachen von 7.676 ehemaligen schottischen Profifußballern der Jahrgänge, die zwischen 1900 und 1976 geboren wurden, und 23.028 Personen aus der Allgemeinbevölkerung verglichen. Dabei achteten sie darauf, dass sich beide Gruppen in Alter, Geschlecht und sozialer Stellung (Deprivations-Index) glichen.
Die gute Nachricht für alle Fußballer ist, dass die Profis insgesamt eine höhere Lebenserwartung haben. Bislang sind 1.180 frühere Profis (15,4 %) gestorben gegenüber 3.807 Personen (16,5 %) aus der Vergleichsgruppe. Stewart ermittelt eine Hazard Ratio von 0,87, die mit einem 95-%-Konfidenzintervall von 0,80 bis 0,93 signifikant war. Die Profis starben seltener an ischämischen Herzerkrankungen (Hazard Ratio 0,80; 0,66 bis 0,97) und an Lungenkrebs (Hazard Ratio 0,53; 0,40 bis 0,70). Regelmäßiges Fussballspielen verbessert die körperliche Fitness und es scheint (jedenfalls die Profis) vom Rauchen abzuhalten.
Die schlechte Nachricht ist, dass sie Fußball-Profis häufiger an neurodegenerativen Erkrankungen starben. Diese Todesursache wurde bei 1,7 % der Ex-Profis angegeben gegenüber nur 0,5 % in der Kontrollgruppe. Die Subhazard Ratio, die konkurrierende Todesrisiken durch ischämische Herzkrankheiten und Krebs berücksichtigt, betrug 3,45 (2,11 bis 5,62).
Am deutlichsten war das Risiko auf einen Morbus Alzheimer erhöht (Hazard Ratio 5,07; 2,92 bis 8,82). Auch tödliche Nicht-Alzheimer-Demenzen (Hazard Ratio 3,48; 2,42 bis 5,00) und tödliche Motoneuron-Erkrankungen (Hazard Ratio 4,33; 2,05 bis 9,15) waren bei den Fußballprofis häufiger. Am geringsten, aber noch signifikant, war die Hazard Ratio mit 2,15 (1,17 bis 3,96) beim Morbus Parkinson.
Dass es sich keineswegs um ein Artefakt aufgrund unklarer Angaben in den Totenscheinen handelt, zeigt die bei den Ex-Profis fast fünffach erhöhte Rate der Verordnungen von Demenzmedikamenten (Odds Ratio 4,90; 3,81 bis 6,31).
Der Anstieg der Demenzen erklärt auch, warum die Mortalität der Ex-Profis im Alter von über 70 Jahren über die der Kontrollgruppe anstieg. Es könnte durchaus sein, dass die Vorteile in der Gesamtlebenserwartung, die derzeit noch nicht abzuschätzen sind, geringer ausfallen, als die jetzigen Zahlen vermuten lassen.
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Als Ursache für den Anstieg der neurodegenerativen Erkrankungen kommen in erster Linie Kopfbälle infrage. Ein durchschnittlicher Fußballer köpft den Ball sechs bis zwölf Mal pro Spiel (und etliche Male im Training). Über die aktive Zeit kommen mehrere Tausend Kopfstöße zusammen, die jedes Mal das Gehirn erschüttern, auch wenn dies in der Regel keine Beschwerden verursacht.
Für die Kopfbälle als Ursache spricht, dass Torwarte seltener an neurodegenerativen Erkrankungen starben als Feldspieler (Hazard Ratio 0,73 0,43 bis 1,24) und seltener Demenzmedikamente benötigte (Odds Ratio 0,41; 0,19 bis 0,89).
Ob auch Freizeitkicker gefährdet sind, ist nicht bekannt. Die Zahl der Kopfstöße und die Aufprallgeschwindigkeit des Balls dürfte bei ihnen jedoch wesentlich geringer sein als bei den Profis. © rme/aerzteblatt.de
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