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/Sebastian Kaulitzki, stock.adobe.com
Seattle/Palo Alto – Für das Pankreaskarzinom gibt es weiterhin keine effektive Früherkennung. Dies zeigt ein Evidenzreport der „United States Preventive Services Task Force“ (USPSTF) im amerikanischen Ärzteblatt (JAMA 2019; 322: 445-454). Das vom US-Gesundheitsministerium eingesetzte Expertengremium rät in seiner aktuellen Empfehlung (JAMA 2019; 322: 438-444) wegen der Risiken von falsch-positiven Ergebnissen sogar ausdrücklich von einem Screening ab (D-Empfehlung). Zwei Editorialisten verbreiten dennoch Optimismus.
Am Pankreaskarzinom sterben fast so viele Menschen, wie daran erkranken. In Deutschland sind es derzeit pro Jahr etwa 17.000 Personen. Der Krebs ist bei Frauen nur die sechsthäufigste Krebserkrankung. Bei Männern steht er sogar nur an zehnter Stelle. Aufgrund der hohen Mortalität ist er aber die vierthäufigste Krebstodesursache. Wegen der zunehmenden Inzidenz – für Deutschland wird bis 2040 ein Anstieg auf 22.300 Neuerkrankungsfälle prognostiziert – könnte der Bauchspeicheldrüsenkrebs zur zweithäufigsten Krebstodesursache werden.
Eine Früherkennung wäre deshalb wünschenswert. Doch die Aussichten sind derzeit gering. Sie sind so gering, dass bisher kaum Studien zur Früherkennung durchgeführt wurden. Der von Nora Henrikson vom Kaiser Permanente Washington Health Research Institute in Seattle und Mitarbeitern vorgestellte Evidenzreport stützt sich nur auf 13 Studien mit insgesamt geringer Qualität, an denen 1.317 Personen teilnahmen. Es waren überwiegend Personen mit einem erhöhten familiären Risiko. In dieser Gruppe wurden bei 1.156 Personen immerhin 18 Fälle eines pankreatischen Adenokarzinoms gefunden. Bei den übrigen 161 Personen mit einen durchschnittlichen Risiko gab es keinen einzigen Treffer.
Aus diesen Daten kann das Team um Douglas Owens von der Stanford Universität in Palo Alto keinerlei Empfehlung ableiten. Die Experten raten den Ärzten sogar davon ab, sich mittels Sonografie oder Computer/Magnetresonanztomografie auf die Suche nach den Tumoren zu machen. Der Evidenzreport hat zwar in 8 Studien mit 675 Teilnehmern keine wesentlichen prozeduralen Risiken gefunden und in 2 Studien mit 271 Teilnehmern wurden auch keine psychologischen Belastungen nachgewiesen.
Schaden überwiegt Nutzen
Mit Risiken müsste jedoch im klinischen Alltag spätestens dann gerechnet werden, wenn die Ärzte sich zu einer Operation entschließen sollten. Die operative Sterblichkeitsrate für die Pankreatoduodenektomie liegt noch immer bei 2 bis 3 %, und es wäre tragisch, wenn sich bei der Obduktion herausstellen sollte, dass der Patient gar nicht an einem Pankreaskarzinom erkrankt war. Die USPSTF sprach deshalb wie zuvor 2004 eine D-Empfehlung aus. Danach besteht eine mittlere bis hohe Gewissheit, dass das Screening keinen Nettonutzen hat, weil der Schaden größer ist als der Nutzen.
Die geringen Chancen auf eine Früherkennung beruhen darauf, dass der Tumor, der meist im Pankreaskopf lokalisiert ist, zu Beginn selten Beschwerden verursacht und rasch voranschreitet. US-Pathologen schätzen, das vom Stadium I bis zum Stadium IV weniger als anderthalb Jahre vergehen. Das Zeitfenster für die Früherkennung ist auch deshalb eng, weil der Tumor rasch in die Venen und damit in die Leber streut. Die meisten Patienten haben deshalb zum Zeitpunkt der Diagnose bereits Lebermetastasen.
Screening könnte für Risikogruppen sinnvoll sein
Eine Früherkennung erscheint nur bei Patienten mit erhöhtem Risiko sinnvoll. Dazu könnten einmal Träger von Genmutationen gehören, die das Erkrankungsrisiko erhöhen. In den letzten Jahren wurde laut dem Editorialisten Keith Lillemoe vom Massachusetts General Hospital in Boston eine Reihe von Risikogenen gefunden. Dazu gehören die „Brustkrebsgene“ BRCA 1 und 2 sowie Varianten in den Genen p16/CDKN2A, PALB2, STK11, ATM, PRSS1 und die Gene für DNA-Mismatch-Reparaturproteine.
Eine weitere Risikogruppe sind ältere Patienten, die neu an einem Diabetes mellitus erkrankt sind. Ihr Risiko auf ein Pankreaskarzinom ist bis zu 8-fach erhöht, wie Aimee Lucas von der Icahn School of Medicine at Mount Sinai in New York in einem weiteren Editorial berichtet.
Eine Früherkennung könnte in Zukunft durch Bluttests erfolgen, die die Tumorzellen aufgrund ihrer genetischen Signatur nachweisen. Mit SafeSeq und DELFI gibt es mittlerweile hoch-sensitive Tests, die sogar einzelne Krebszellen aufspüren können. Ob es dann allerdings für eine Operation noch nicht zu spät ist, müsste erst noch in Studien untersucht werden.
Eine andere Möglichkeit könnte sich bei der Auswertung von Computer- und Magnetresonanztomografien ergeben, die heute bei vielen Patienten aus anderen Anlässen durchgeführt werden. Die Pankreaskarzinome sind allerdings im Frühstadium relativ klein und dürften deshalb derzeit von den meisten Radiologen übersehen werden, schränkt Lillemoe ein. Unklar wäre bei einem Zufallsbefund, wie das weitere Vorgehen wäre, um die Patienten vor den Folgen einer falsch-positiven Diagnose zu schützen. © rme/aerzteblatt.de
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